Schmerzmittel
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Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac: Viele halten Schmerzmittel für nahezu gleich. Doch bei Wirksamkeit und Nebenwirkungen gibt es Unterschiede:
Fieber und schmerzende Glieder wegen dieser hartnäckigen Erkältung? Wird besser mit Paracetamol. Gestern beim Sport den Fuß verstaucht? Mit Ibuprofen oder Diclofenac tut’s nicht mehr weh. Wieder einmal diese läs-tigen Kopfschmerzen? Wie weggeblasen, dank Acetylsalicylsäure. Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac gehören zu den Wirkstoff-Bestsellern unter den rezeptfrei erhältlichen Schmerzmitteln. Zu-mindest eines dieser Medikamente liegt wohl in fast jedem Haushalt im Medizinschränkchen. Tagtäglich wer-den sie zigfach aufs Neue gekauft. Welche Mengen einzelner Mittel dabei genau in den Apotheken über den Ladentisch gehen, ist schwer zu sagen, denn alle vier schmerzlindernde Wirkstoffe sind rezeptfrei erhältlich – zumindest bis zu einer bestimmten Dosierung.
Vielleicht liegt es an der Gemeinsamkeit der Rezeptfreiheit, dass die Präparate von vielen Konsumenten als mehr oder weniger ähnlich angesehen werden. Ob jemand bei Schmerzen Ibuprofen schluckt oder eher zu Paracetamol greift, entscheiden oft die persönlichen Erfahrungen und Vorlieben. Dabei sind die Substanzen keineswegs identisch.
Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure (ASS) gehören zu den nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz NSAR. Die Bezeichnung hat historische Gründe, da die Substanzen ursprünglich zur Behandlung von Patienten mit rheu-matoider Arthritis dienten. Obwohl mit der Acetylsalicylsäure bereits Ende des 19. Jahrhunderts das erste NSAR auf den Markt kam, wurde deren Wirkmechanismus erst zu Beginn der 1970er Jahre entschlüsselt, von John Ro-bert Vane. Der britische Biochemiker und Pharmakologe, der dafür 1982 den Medizin-Nobelpreis erhielt, wies nach, dass die NSAR die sogenannte Cyclooxygenase (COX) hemmen. Dieses Enzym ist im menschlichen Organis-mus unabdingbar für die Herstellung der Prostaglandine – einer Gruppe von Gewebshormonen, die vielfältige Funktionen und Wirkungen besitzen.
Hinzu kommt, dass ASS, Ibuprofen und Diclofenac sich aufgrund ihrer chemischen Struktur in entzündetem Gewe-be anreichern. Das macht sie bei entzündlich bedingten Schmerzen noch wirksamer.
Diese Eigenschaft fehlt Paracetamol. Generell ist der antientzündliche Effekt bei diesem rezeptfreien Schmerzmit-tel nur sehr schwach ausgeprägt. Deshalb gehört Paracetamol nicht zu den "non steroidal antiinflammatory drugs" (nicht-steroidale antientzündliche Medikamente), wie die NSAR im englischen Sprachraum heißen.
Wie die Substanz genau wirkt, ist bis heute nur unvollständig geklärt. Bekannt ist, dass Paracetamol seine schmerz-lindernde und fiebersenkende Wirkung wohl hauptsächlich im zentralen Nervensystem entfaltet, also im Rücken-mark und im Gehirn. Dort hemmt es COX-2 und greift zudem vermutlich noch in andere am Schmerzempfinden beteiligte Botenstoffsysteme ein, etwa in das der sogenannten Endocannabinoide.
Die Acetylsalicylsäure ist der Klassiker unter den rezeptfreien Analgetika und nach wie vor die Kopfschmerztablet-te Nummer 1 auf dem Globus.
Wegen seiner antientzündlichen und fiebersenkenden Wirkung eignet es sich zudem bei Erwachsenen zur Linde-rung von Erkältungsbeschwerden. Da ASS die Blutgerinnung besonders stark und vor allem lange beeinträchtigt, ist es bei Regelschmerzen nicht zu empfehlen. Ebenso wenig bei Zahnschmerzen, da bei einem eventuell notwendi-gen operativen Eingriff die Blutungsgefahr problematisch werden kann.
Ibuprofen erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit. Ein Grund dafür ist das im Vergleich zu ASS geringere Blutungs-risiko. Rheumatoide Arthritis, akute Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Kopfweh – Ibuprofen hat sehr viele Einsatzgebiete. Zur Behandlung von Schmerzen bei Erkältungen ist es ebenfalls geeignet. Ein weiterer Plus-punkt: Der Wirkstoff kann - in der passenden Darreichungsform und Dosierung - bei Kindern bereits ab einem Al-ter von etwa drei Monaten angewendet werden. Auch in den ersten beiden Dritteln der Schwangerschaft gilt Ibu-profen inzwischen neben Paracetamol als Schmerzmittel der Wahl.